Immer schön brav sein

Immer schön brav sein

„Du blöde Kuh!!“, richtete sich mein damals 6-jähriger Sohn lautstark an mich, als ich mein Handy nach Ablauf der von mir eingeteilten Spielzeit bei ihm einzog. Starr vor Schreck sass ich da. An einem Tisch abends im Restaurant, mit drei weiteren Familien und ihren Kindern, die ruhig und vergnüglich vertieft in Spiele oder im Vergleichen ihrer Handyapps waren. Es schien, als würden sämtliche Gäste des gesamten Restaurants augenblicklich verstummt aufgrund dieser Szene, gespannt darauf wartend, wie ich nun als Mutter darauf reagieren würde.

„Was hat dein Sohn gerade zu dir gesagt?“, fragte dann auch unmittelbar der neben mir sitzende befreundete Vater, der meinen Erziehungsstil wohl eher als „Laisser-faire-Mentalität“ einschätzte. „Nichts Wichtiges“, antwortete ich ihm. Aus einem inneren Impuls heraus, entschied ich mich kurzerhand – trotz meiner eigenen Überraschung – mich auf kein Gespräch diesbezüglich einzulassen, ahnend, dass wir uns andernfalls schlussendlich über Grenzen setzen, Respekt gegenüber Erwachsenen, Höflichkeit und Gehorsam unterhalten würden. Und mein Sohn vielleicht als frecher, sich schlecht aufführender, respektloser Bengel hingestellt wäre. Und ich folglich als „schludrig“ erziehende Mutter aus mancher Sicht enttarnt wäre. Schlicht aufgrund dieser Momentaufnahme. Nein, dies war nicht der richtige Moment für mich, um über die „Blöde Kuh“ zu fachsimpeln.

Seit den frühen Morgenstunden waren wir an diesem Tag schon wach und aktiv. Stundenlang unterwegs mit Schlitten und Bobs auf Sesselliften und Winterwanderwegen im tiefen Schnee an der Winterluft. Um dann schnellschnell die Kleider zu Hause zu wechseln und zum gemeinsamen Nachtessen mit Freunden ins Bergrestaurant zu fahren. Nun sass er da, mein Sohn, neben mir. Todmüde und froh, sich durch das Spiel auf meinem Handy wenigstens „ausklinken“ zu dürfen, sich seinen Rückzug zu ermöglichen. Natürlich wäre es traumhaft gewesen, wenn das eigene Kind jetzt weiterhin wie auf Knopfdruck tadellos funktionieren und die vorgegebene Handyzeit einhalten würde, um mir mit einem Lächeln das Handy zurückzugeben um sich brav und anständig anzupassen. Stattdessen kam unvermittelt der Widerwille und der Frust in Form der „Blöden Kuh“ zum Ausdruck. Zu gross die Müdigkeit, zu stark das Verlangen nach Rückzug und nicht zuletzt der Spass am Gamen. Selbstverständlich herausfordernd für mich als Mutter, da hockend und peinlich berührt, ob all der scheinbar auf mich gerichteten Blicke.

Noch heute freue ich mich über diese Begebenheit, weil ich mich damals instinktiv nicht auf dieses „Blöde Kuh“ versteift habe und nicht auf ein vermeintliches „Fehl-Benehmen“ fokussierte, sondern es mir gelang, mich empathisch in die Lage meines Sohnes hineinzuversetzen und nachzuvollziehen, was in ihm vorging. Unabhängig, was die Umgebung scheinbar oder offensichtlich von mir erwartete, dachte oder von mir hielt. Oder von meinem Sohn. Und obwohl mir heute klar ist, dass ich die Umstände der Situation besser hätte berücksichtigen und meine Empathie für meinen Sohn bereits früher hätte aufbringen können, freue ich mich trotzdem darüber, den Fokus nicht auf die Erziehung eines möglichst rundum „netten“ und „anständigen“ Kindes gerichtet zu haben sondern mittels Empathie und mit dem Herzen sehend auf die Beziehung zwischen meinem Sohn und mir.

Kennst du diese Situationen auch? Wo du unmittelbar und plötzlich dazu angehalten wirst, zu entscheiden, ob du jetzt gefällig dafür sorgst, ein möglichst „anständiges“ Kind zu haben und du es für eine „Unflätigkeit“ rügst oder stattdessen den Weg der Empathie, den Weg des Herzens und der Beziehung zu wählen?

Diese und viele weitere Herausforderungen des Familienalltags gehen wir insbesondere im Kurs „Gelingende (Familien-) Kommunikation – Das Training“ an. Wir beleuchten die verschiedenen Auswirkungen und setzen uns auch mit unseren eigenen Mustern auseinander. Melde dich jetzt an für den Kurs, der am 18. März bei mir in der Praxis Rosenegg in Männedorf startet. Auf zu neuen unbeschwerten Ufern, die dich und deine Familie bereichern und stärken.
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Von Herzen liebe Grüsse

Susanne