Podcast #1

Text: Susanne Podcast 1

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„Il faut cultiver son jardin“ (Voltaire) – Das Leben ist schön

„Wenn es Daniela gut geht, geht es uns allen gut.“ Dieses Werbeplakat sticht mir seit Wochen ins Auge. „Hmm“, denke ich, „ist das so?“ Welche Botschaft versteckt sich dahinter und wozu möchte mich diese auffordern, frage ich mich. „Ah, ja, klar, es geht um Solidarität!“, schiesst es mir durch den Kopf. Kennen wir diese Taktik nicht bereits? Wann wurde dieses Aufrufen zur Solidarität zuletzt verwendet, um nicht zu sagen missbraucht? Oder geht es doch eher darum, mich bezüglich der wiederholten Erhöhung der Krankenkassenprämien durch die Vermittlung oder besser gesagt durch die Überstülpung des subtilen Gefühls eines schlechten Gewissens etwas milder stimmen zu lassen? Ganz nach dem Motto: „Nur wenn wir alle gemeinsam…“. Dann könnte meine leicht beschämte Reaktion vielleicht von dieser Art sein: „Aha, dann also Augen zu und durch, es ist schliesslich für einen guten Zweck (und dann lass mich aber gefälligst damit in Ruhe)?“

Vielleicht sollte mich aber ob dieser Botschaft ein gesichtsloses nicht greifbares Gefühl des Gutmenschentums überkommen? Appellierend an meine tolle Leistung, mit meiner Krankenkassenprämie etwas Gutes zu tun und mich somit gleichzeitig ab all der Suggestion schachmatt zu setzen? „Ja nicht mein Hirn einschalten“, sozusagen. Überhaupt: Was hat das alles ganz konkret mit mir zu tun? Ich gehe in Übrigen höchst selten zum Arzt und pflege unsere Familie, seit meine Kinder klein sind, mit Homöopathie gesund. Und mit Algifor auch.

Kürzlich unterhielt ich mich darüber – also über Solidarität, Hilfsbereitschaft und Empathiefähigkeit mit einer Bekannten. Dabei stellte ich fest, dass sich meine Sichtweise und meine Haltung dazu merklich verändert hat in all den Jahren, die ich nun als Familienfrau unterwegs bin. Wie wichtig war es mir doch immer, den Blick auch nach links und rechts schweifen zu lassen, Schwächere zu bemerken, zu fragen, wo geholfen werden kann. Immer bedacht darauf, nichts als selbstverständlich zu betrachten und mir sicher zu sein, dass ich für ein soweit behütetes Leben in unserem schönen Land schliesslich nichts beigetragen habe, sondern einfach das Glück hatte, hier geboren worden zu sein. Dies habe ich verinnerlicht, war meine tiefe Überzeugung und wurde meinen Kindern auch so vorgelebt. „Ja, hoffentlich doch,“ mögen sich jetzt einige Leser denken „was denn sonst?“.

Welches schale Gefühl mich jedoch bereits seit längerem und beim Schreiben dieses Textes überkommt ist, dass das alleine nicht genügt. Im Gegenteil – bin ich heute der fast schon provokativen Überzeugung – dass es in erster Linie nicht darum geht, meine Aufmerksamkeit auf den Mangel oder das Leid anderer zu richten. Vielmehr bin ich heute der Ansicht, dass der Schlüssel für ein gelingendes Miteinander, folgender ist: Die maximale Übernahme der Verantwortung für mich selbst – auch für mein eigenes Glück. Aus meiner Sicht habe ich dann erst diesen „vollen Becher“, der mich wiederum mit genügend Empathie für Andere ausstattet. Dann erst bin ich kräftig genug, tatkräftigen Einsatz für meine Umwelt zu leisten. So, wie ich es für richtig halte. So, wie es mein Kräftehaushalt erlaubt. Mit Herz UND HIRN dabei.

Anstatt mich also auf das Aussen, zum Beispiel auf die aktuellen Kriege (obwohl ich mich sehr für Politik interessiere und mir tausende Fragen darüber stelle) zu fokussieren, kehre ich immer wieder und ganz bewusst nach Innen. Denn je mehr es draussen brodelt, je krachender mir die Schlagzeilen entgegenprasseln, desto mehr richte ich meine Aufmerksamkeit auf mich selbst. Ich nehme aktiv meinen Körper, mein Befinden, meine Gefühlsregungen, meine Beziehungen zu meinem Mann und meinen Kindern sowie meinen nahen Mitmenschen wahr. Ich geniesse den Wind, die bunten Bäume, die herabwehenden Blätter, die graugrüne Farbe des Sees mit seinen Wellen, den grauen Himmel, den Regen, die Sonne. Indem ich den Fokus verändere und mich auf „meinen Garten“ konzentriere, gewinne ich an Ruhe, an Stärke und an Vertrauen in das Leben. Dann gelange ich dort hin, wo ich handlungsfähig bin und etwas bewirken kann, dahin lenke ich meine Energie. Auf die realen Begegnungen mit den Menschen in meinem Umfeld. Dort kann ich beeinflussen oder mich beeinflussen lassen, dort kann ich fühlen, erleben und empathisch und in Beziehung sein. So mag ich vielleicht auch im ganz Kleinen und Feinen etwas Frieden stiften oder selbst Frieden erfahren. Eben ganz im Sinne dieses Zitats von Voltaire: „Il faut cultiver son jardin“ (man soll seinen eigenen Garten pflegen). Diese Haltung, das Erleben dessen ist es, was mich ruhig macht, glücklich und ja, auch zufrieden. Auch wenn es draussen tobt. Das Leben ist schön.

Dazu hilft mir:

  • Teetrinken (oder ein Glas Sekt)
  • Gespräche mit meinem Mann, meinen Kindern und guten Freunden
  • Freundschaften pflegen
  • Spaziergänge in der Natur, insbesondere im Wald
  • In der Stadt an Geschäften VORBEI-schlendern (nicht reingehen) 😊
  • Mein Hund, überhaupt Tiere, beobachten, innehalten
  • Regentage machen mich ruhig und zufrieden in mich gekehrt
  • Spiele mit meiner Familie
  • Kerzenlicht
  • Yoga
  • Einige Podcasts
  • Fokussieren auf Wesentliches und anderes sehr bestimmt links liegenlassen
  • Eine einigermassen realistische Zeiteinteilung meiner Agenda
  • Ganz insgesamt: „Weniger ist mehr.“

 

Aus der Agenda

Di 21. Nov. 2023, 20.00–21.30 Uhr, Referat „Gelingende (Familien-)-Kommunikation“, ONLINE via MSTeams

Do 30. Nov. + Di 12. Dez. 2023, 19.45–21.45 Uhr, Workshop „Gelingende Kommunikation für dich“, ONLINE via MSTeams

Do 7. Dez. 2023, 19.30–22.00 Uhr, Workshop „Aggression“, ONLINE via MSTeams

Sa 1. Juni 2024, Kursstart, 4 x samstags 9.15–16.45 Uhr, „Gelingende (Familien-) Kommunikation – Das Training“, Praxis Rosenegg, Männedorf