„Schnitzel-Vergleichs-Tag“

Illustration zu "Schnitzel-Vergleichs-Tag"

„Schnitzel-Vergleichs-Tag“

Ich komme grad von einem Termin und bin auf dem Heimweg. Ich bin zeitlich eher knapp unterwegs, mein Sohn kommt wie immer mittags zum Essen heim. Huschhusch fahre ich beim Supermarkt vorbei, weil ich heut nichts aus dem Kühlschrank „zusammenbasteln“ mag. Heute will ich ihm seine heissgeliebten panierten Pouletschnitzel braten.

Daheim angekommen, reisse ich die Pfanne aus der Schublade, bereite Mehl, Eier und Paniermehl vor. Alles gut getimt bisher. Und ich freue mich darüber, ihm seine Schnitzel zu braten. Meine Kinder essen beide Fleisch. Mein Mann und ich hingegen essen seit Jahren kein Fleisch mehr. Bei diesem Thema erinnere ich mich jeweils lebhaft an unseren Städtetrip nach Wien vor zwei Jahren: Der „Run“ auf die Wienerschnitzel schien kein Ende zu nehmen. Irgendwann wurde mir schlecht beim Gedanken an die vielen Kälber und ich setzte mich damit durch, zwischendrin italienisch essen zu gehen. Es war die Herausforderung schlechthin für mich in diesem „Schnitzel-Eldorado“ mit unseren unterschiedlichen Essgewohnheiten. In der Regel jedoch im normalen Umfeld und in unserem Alltag kann ich entspannter damit umgehen. Also brate ich heute Schnitzel für meinen Sohn und mache mir derweil eine Suppe warm.

Da fällt es mir wieder ein!! Heute Abend gehen wir essen! Mein Mann hatte gestern Geburtstag und wir feiern diesen in einem wunderschön gelegenen Restaurant direkt am Zürichsee nach. Und: Dort essen meine Kinder für gewöhnlich WIENERSCHNITZEL. „Manno!“, denk ich mir, fluche laut vor mich hin: „Wie konnte ich das vergessen? Jetzt gibt’s sogar zwei Mal Schnitzel pro Tag. Wie krass und wie schrecklich!“ Und während ich so vor mich hin zetere und grad kein gutes Haar an mir lasse, blinkt doch wirklich ein kleines rotes Lichtlein vor sich hin in mir. Es blinkt stärker und stärker. Langsam aber sicher scheine ich aus dem Rad Selbstbeschuldigung herauszukommen – und werde sanfter zu mir.

Ja, ich habe es vergessen. Ich habe wirklich nicht mehr daran gedacht im Eifer des Gefechts. Ich wollte es richtig machen und meinem Sohn eine Freude machen mit den Poulet-Wienerschnitzel. Und das ist vollkommen ok. Es ist auch vollkommen ok, dass wir heute Abend ausgehen und die Kinder (voraussichtlich) Schnitzel essen. Es ist kein Weltuntergang. Es macht auch nichts, dass ich keinen Wochen-Koch-Ess-Plan habe. Auch das ist legitim. Und ich bin mir plötzlich vollkommen sicher, dass niemand heute Schaden nehmen wird (ausser das Tier, da gehe ich heute und jetzt grad nicht weiter drauf ein), wenn mein Sohn heute zwei Mal Schnitzel isst.

Und dann macht’s „Klick“. Heute ist „Schnitzel-Vergleichs-Tag“. Und ich bin versöhnt mit mir, den Schnitzeln und dem heutigen Tag.

In diesem Sinne wünsche ich euch ein prozessreiches Wochenende (anlehnend an die Personzentrierte Gesprächsführung nach Carl Rogers) und sende euch viele guten Gedanken und den Mut, gnädig mit euch zu sein. Ihr seid alle gut so!

Von Herzen liebe Grüsse, Susanne

 

Do 17.9.2020, Kursstart, donnerstags abends, 18:30–21:30 Uhr, Gelingende (Familien-) Kommunikation – Das Training, Praxis Rosenegg, Männedorf

Di 22.9.2020, 19:30–21:00 Uhr, Referat: Gelingende (Familien-) Kommunikation – wie geht das?, Familienzentrum Uster

Mo 28.9.2020, 9:00–11:00 Uhr, Elternkreis @Rosenegg

Mo 28.9.2020, 19:30–20:30 Uhr, Infoabend /Gelingende (Familien-) Kommunikation, Familienzentrum Uster

Mo 19.10., 16.11., 14.12.2020 und 11.1.2021 – 4 Meditations-Abende, 19:30–21:00 Uhr, Meditation für mehr Gelassenheit im Alltag, Praxis Rosenegg, Männedorf