Lametta

Lametta

Ich wünsche euch allen eine gute Adventszeit. Meine dazu passende persönliche Geschichte „Lametta“ darf euch gerne aufheitern, zum Schmunzeln bringen, zum Nachdenken anregen oder auch anderes.

Viel Vergnügen damit. Von Herzen liebe Grüsse, Susanne

 

Weihnachten: Hach, ich liebe Weihnachten.

Besonders den Baum, der Weihnachtsbaum war nämlich immer mein Ding. Da kam meine Kreativität und mein Sinn für das Schöne immer voll zur Geltung. Den Baum habe immer ich geschmückt. Immer. Bereits wenn die ersten Lebkuchen in den Regalen kurz nach den Sommerferien erschienen, habe ich mir bereits schon verstohlen darüber Gedanken gemacht, welche Farben oder Farbkombinationen ich dann gerne aufhängen würde. Er – der Baum – sollte immer, jedes Jahr von neuem ein Prunkstück sein. Immer perfekt. Natürlich jedes Jahr anders.

Dann kam meine Tochter. Irgendwann meldete sie mit ein paar Jahren Interesse an, ebenfalls mitschmücken zu wollen. Irgendwie schaffte ich es dann immer, den Baum in ihrer Abwesenheit zu schmücken. Ganz heimlich. Um dann am nächsten Tag die tollste Überraschung, nämlich den fixfertig geschmückten Weihnachtsbaum zu präsentieren. Immer in der Erwartung, dass meine Tochter und natürlich auch mein Mann vollen Lobes über die Gestaltung des Baumes waren. Und, immer war da meine Achtsamkeit. Hoffentlich wurde nichts mehr dazugehängt (irgendwelche vollkommen abstrakten Utensilien aus dem Kinderzimmer, Sachen, die nun mit Weihnachten nicht das Geringste zu tun haben). Und vor allem kein Lametta. Lametta, das habe ich von meiner Mutter gelernt, muss immer in einzelnen Fäden, wehe mehrere) dazugehängt werden. Eine Sisyphusarbeit, ich sag es Ihnen. Das wollte ich mir also nicht mehr antun. Das war mir dann doch zuviel des Guten.

Dann kam er auch immer: der Heilige Abend. Hach, war das schön! Der Baum in seiner vollen Pracht. Irgendwelche Dinge, die ich zuvor glücklicherweise noch entdeckt habe, die Dinge, die von meiner Tochter heimlich wieder rangehängt worden waren, habe ich natürlich doch noch verschwinden lassen. Glücklicherweise. Ich bin ja nicht dumm.

Dieses Jahr hatten wir wieder einen Baum. Einen Mittelgrossen. Er war der absolut schönste! Es hat mir wieder einmal sehr weh getan, ihn nach all den Festtagen und den vielen Stunden der Bewunderung abzuschmücken. Tat das weh, ihn zu den anderen zu stellen. Vollkommen ungeschmückt und verdorrt. Dieses Mal hatte ich ein sehr besonderes Verhältnis zu unserem Baum. Er war eigentlich der allerschönste, so wie er dann fertig geschmückt dastand kurz vor Weihnachten. Eine solche Wärme, ein Gefühl der Freude und des Friedens hat mich beim Anblick erfüllt. Ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Vielleicht lag es ja an dem Lametta. Das Lametta hat meine Tochter verteilt, als sie gemeinsam mit ihrem kleinen Bruder und mir den Baum geschmückt hat. Sie hat das wunderbar gemacht. Gleich mehrere Stränge Lametta hat sie über die Äste gelegt. Fein säuberlich. Fast ein bisschen zu genau, wie ich meine… Sogar die Leiter hat sie sich geholt, um auch an die obersten Äste zu kommen. Dann haben mir besonders gut ihre «Steckchrälleli»-Figuren gefallen. Der Elch, Die Glocke, dann aber besonders auch jene «Steckchrälleli»-Formen, die rein gar nichts mit Weihnachten zu tun haben. Die waren auch so nett. Eigentlich waren diese es, die mir ein Lächeln auf mein Gesicht gezaubert haben. Und am besten hat mir auch die Farbwahl gefallen. Da wurde Rot zu Pink kombiniert. Blau und Grün dazu. Kleinstes wurde (entgegen den Empfehlungen, die ich von meiner Mutter kannte) zuunterst aufgehängt. Schwere, grosse Kugeln lasteten dafür ganz oben, an den kleinsten Ästen, die sich unter dem Gewicht zu biegen schienen. Hach, das war ein wirklich wunderbarer feierlicher Moment, das Schmücken des Baumes. Ich werde mich noch viele Male daran erinnern. An diesen besonders schönen Baum. Und nächstes Mal sage ich auch nichts, wenn verschiedenste Farben von Lametta kombiniert werden wollen. Ich meine rotes zusätzlich zu silbernem über den rosanen Kugeln.

Ich freue mich insgeheim bereits schon auf nächste Weihnachten. Auf das Schmücken des Baumes. Und was ich mir am allermeisten wünsche ist, dass meine beiden Kinder mir wieder dabei helfen. Und wenn sie mit irgendwelchen Utensilien aus der Bäbistube angelaufen kommen, oder den Schlüsselanhänger aus der Kinderüberraschung an die Zweige des Baumes hängen wollen, werde ich gefälligst meinen Mund halten.

 

Text & Bild: Susanne Schultes, 2011 (Tochter Luna beim Baum schmücken)